Öffentliche Verkehrsmittel in Zentral-Java
Nach vier Tagen im relativ erholsamen Pangandaran an der Südküste Javas hieß es am 8. Dezember zurück auf die schrecklichen Landstraßen Indonesiens. Unser nächstes Etappenziel war
Wonosobo in
Zentral-Java. Um neun Uhr morgens war Abfahrt und zunächst mussten wir das gleiche Stück Straße Richtung Norden nach Banjar nehmen wie bei der Anreise. Erst ab diesem Kreuzungspunkt erreichten wir unsere Straße, die uns weiter in den Osten bringen sollte. Hier reiht sich wie schon häufig zuvor ein Ort an den anderen, die Besiedelungsdichte ist einfach außergewöhnlich hoch. Kurz nach Banjar überquerten wir die Grenze nach Zentral-Java. Viel änderte sich dabei vorerst nicht. Am Weg lagen ebene Reisfelder soweit das Auge sehen konnte, die Straßen blieben schlecht und der Verkehr verlief abartig wie gewohnt. Lange Zeit fuhren wir parallel zu einer Bahntrasse, die wir später querten, um auf der anderen Seite weiter zu fahren. Im Grunde fiel mir nichts wirklich Sehenswertes auf, es schaute in den Städten, durch die wir fahren mussten, immer relativ gleich aus. Ab und zu bemerkte ich unter Brücken Flüsse, die aber auch nicht weiter aufregend waren. Zu Mittag bekamen meine Herrschaften Hunger und wir machten Pause. Sie suchten wirklich immer das Billigste und in meinen Augen Mieseste, was es weit und breit zu finden gab. Gegessen wurde mit den Fingern und anschließend wurde ordentlich gerülpst. Ich weigerte mich, in diesem „Lokal“ zu essen und besorgte mir daneben im „Obstladen“ eine Mango.
Kurz nach der Weiterfahrt kamen wir an ein paar schönen Plätzen vorbei, wo es sich lohnte, aus dem Wagen auszusteigen, ein wenig herum zu wandern und Fotos zu machen. Der rücksichtslose Verkehr machte das Gehen entlang der Straße allerdings zu einem gefährlichen Vorhaben. Am Weg nach Wonosobo streiften wir unter anderem die Städte
Sidareja,
Wangon und
Banjarnegara. In letzterer stehen zahlreiche Ziegelfabriken, die ganz Java mit Ziegeln versorgen. Früher als gedacht fuhren wir bereits vor 15 Uhr in Wonosobo ein. Die kleine Stadt liegt auf 900 Meter Seehöhe innerhalb des Zentralbergmassivs und ist das Eingangstor zum
Dieng Plateau. Das Klima ist angenehm, bei unserer Einfahrt kündigte sich Regen an, der später zu einer Art Dauerregen mutierte. Die geschäftige Provinzstadt beherbergt einen ebenso geschäftigen Markt und strahlte für mich einen gewissen Charme aus. Laut was es dennoch immer und überall, wie in Asien schon gewohnt. Manchmal dachte ich mir, die Menschen meiden die Ruhe bewusst, denn in der Stille müssten sie sich mehr mit sich selber beschäftigen, was eventuell nicht so angenehm verlaufen könnte. Viele taten eigentlich nichts und produzierten selbst im Nichtstun einen gehörigen Schallpegel, und sei es, dass sie einfach laut in der Gegend herum schrien.
Wider meiner Erwartung gestaltete sich auch in Wonosobo die Hotelsuche nicht einfach. Entweder die Häuser waren elend und billig oder übertrieben teuer ohne entsprechende Leistungen.
Auffahrt von Wonosobo auf das Dieng Plateau
Was am nächsten Tag folgte, war einer der Höhepunkte der Java-Tour für mich. Um neun Uhr verließen wir Wonosobo und begannen den langen Aufstieg auf das fast 2100 Meter hohe Dieng Plateau. Die imposante Hochebene ist Heimat von einigen der ältesten Hindutempeln auf Java. Man nimmt an, dass die Stätte einst eine blühende Tempelstadt für Hindupriester gewesen war. Am Hochplateau standen ursprünglich mehr als 400 Tempel, meist aus dem 8. und 9. Jahrhundert. Mit der mysteriösen Entvölkerung von Zentral-Java wurden diese Anlagen, wie auch jene in
Borobudur, aufgegeben und gerieten in Vergessenheit. Erst im Jahre 1856 ließ ein Archäologe das überflutete Tal trocken legen und katalogisierte die Ruinen. Die acht Stück verbliebenen Tempel charakterisieren die Architektur des frühen Zentral-Java – schlicht und gedrungen. Die eher primitiven Tempel sind von großer archäologischer Bedeutung und nicht unbedingt atemberaubende Sehenswürdigkeiten. Dennoch ist das Gesamtbild mit der umliegenden herrlichen Landschaft die Reise mehr als wert.
Arjuna Tempelkomplex am Dieng Plateau
Die Auffahrt ist wahrlich überwältigend und führt über eine steile Bergstraße vorbei an terrassierten Ackerflächen an schwindelerregenden Hangstufen. Der Gemüseanbau hat hier die Föhrenwälder abgelöst, was immer wieder zu Hangrutschungen führt. Dichte Wolken hüllten die Berge in undurchdringliches Weiß, was der Schönheit der Landschaft aber keinen Abbruch tat. Wir ließen Dorf für Dorf hinter uns, bis wir einen
Aussichtspunkt auf 1.790 Meter Höhe erreicht hatten. Ich blickte verzückt hinunter auf eine Siedlung, die gerade im Begriffe war, vom Nebel in Gefangenschaft genommen zu werden. Jetzt war es auch bereits deutlich kühler, und ich musste meinen Pullover anziehen. Weiter ging es bergauf bis zu einem Begrüßungsportal, bei dem wir neuerlich kurz stoppten. Auf den Feldern herrschte Hochbetrieb, überall arbeiteten fleißige Menschen. Die Muster, die der Ackerbau in den Boden zauberte, waren fantastisch anzusehen.
Die fünf wichtigsten Ruinen, die den
Arjuna Shiva Tempelkomplex bilden, stehen auf der zentralen Ebene dicht nebeneinander. Diese Shiva Tempeln erhielten ihre Namen nach den Helden der Wayang Legenden des Mahabharata Epos.
Arjuna Tempel am Dieng Plateau
Sie heißen
Arjuna,
Puntadewa,
Srikandi,
Sembadra und
Semar. Alle haben Stiegeneingänge, die zu einer inneren Kammer führen, wo Einheimische manchmal Gaben ablegen, Räucherstäbchen anzünden oder meditieren. Ich durchschritt in aller Ruhe diesen historischen Ort und genoss gleichzeitig das herrliche Klima auf dieser Höhe. Rundum war alles grün und vom mörderischen Verkehrslärm war ausnahmsweise einmal nichts zu hören. Ein Stück weiter zu Fuß im Südwesten liegt der
Gatotkaca Tempel und zwei kleine Museen, die verschiedene Statuen und Skulpturen ausstellen. Die Museen ließ ich aus, doch von der kleinen Anhöhe konnte ich die schöne Ebene sehr gut überblicken und auf das
Dieng Dorf schauen. Es begann ein wenig zu regnen, und daher bestellten wir den Fahrer zu einem kleinen Stand, wo wir uns erfrischten, um uns abzuholen.
Wir fuhren zum naheliegenden
Sikidang Krater, einer blubbernden, dampfenden Vulkanöffnung mit einem Schlammteich. Bereits am Weg zur großen Öffnung dampfte es aus dem Boden und schwefelige Flüssigkeit rann aus kleinen Poren. Der Krater war relativ ungesichert und wenn man nicht die nötige Sorgfalt walten lässt, könnte es hier rasch gefährlich werden. Ich kletterte noch eine Anhöhe hinauf und sah auf der anderen Seite, weitere Dampflöcher blubbern.
Sikidang Krater am Dieng Plateau
Allerdings war es schon ein merkwürdiges Gefühl, zwischen zwei so heißen Stellen zu stehen. Da es erneut zu regnen begann, beschleunigte ich meine Schritte und steuerte auf die geschützten Stände beim Eingang zu. An der Ausfahrt des Kraters bewunderte ich eine große an der Oberfläche völlig ungeschützt verlaufende Gaspipeline, die ins Tal führte. Wenn hier etwas schief ginge, dann läge die große Katastrophe förmlich in der Luft.
Es schüttete nun heftig, was mich aber nicht abhalten konnte, den wunderschönen
Warna Lake zu umrunden. Die herrlichen Türkistöne seines Wassers erhielt der See von den blubbernden Schwefelquellen an seinen Ufern. Der Weg rund um den See war sehr romantisch und von jeder neuen Stelle aus, konnte ich großartige Aussichten auf den farbenfrohen See entdecken. Entlang des Pfades durch einen Wald liegen schöne Stein- und Felsformationen, sowie Eingänge zu diversen kleineren Höhlen. Auch eine offenbar hinduistische gold-bronzefarbene Steinskulptur säumte den Weg. Daneben liegt ein weiterer schöner See, den ich aufgrund des starken Regens aber leider nicht mehr aufsuchen konnte. Ich lief zum Wagen und wir fuhren ins Dieng Dorf. An der Dorfausfahrt befindet sich bei einem schönen alten Portal
Tuk Bimo Lukar, eine alte heilige Badequelle, der verjüngende Eigenschaften zugeschrieben wurden.
Warna Lake am Dieng Plateau
Auf der Rückfahrt ins Tal nach Wonosobo bogen wir in die anliegenden Dörfer ab und ich besichtigte zwei Moscheen. Bei der zweiten liefen alle anwesenden Kinder zusammen und bestaunten mich. Ich trommelte sie auf einen guten Platz zusammen und machte ein paar Aufnahmen. Die Menschen waren freundlich und freuten sich offenbar über den seltenen Fremden, der hier vorbei schaute. In Wonosobo besuchten wir ein Restaurant, das eine besondere lokale Spezialität anbot. Die Spaghetti-Gemüse Kombination hieß
„Ongklok“ und schmeckte ausnahmsweise einmal wirklich hervorragend, eine gute Wahl meines Guides. Da wir noch Zeit hatten, forderte ich meine Betreuer auf, mich ein wenig in Wonosobo Stadt herumzuführen. Auch in dieser kleinen Stadt war der Verkehr heftig, doch es gelang mir, ein paar interessante Standorte ausfindig zu machen. Der Regen war in der Zwischenzeit unser Dauerbegleiter geworden.
Nach zwei Tagen kehrten wir Wonosobo den Rücken und brachen nach
Yogyakarta auf. Am Weg lagen zahllose Reisfelder teils von Palmen gesäumt, was immer ein schönes Bild abgab. Die Straßen waren weitgehend schlecht und schmal, der Verkehr dicht. Das Fahren auf Java bereitete mir überhaupt keinen Spaß, und ich war froh, dass wir unsere Zieldestination bald erreichen würden. Für mich ein wenig überraschend blieben wir plötzlich bei einem auserlesenen Tempel stehen.
Der singuläre
Mendut-Tempel liegt in der Nähe seines mächtigen Nachbarn in Borobudur in der kleinen Ortschaft Mendut und stammt aus dem 9. Jahrhundert. Er wurde erst im Jahr 1836 als eine mit Büschen überwachsene Ruine wieder entdeckt und seine Restaurierung wurde im Jahr 1925 abgeschlossen. Sein Dach ist nach wie vor unvollendet, da eine Reihe von Originalsteinen fehlt. Die großen Steine halten ohne Klebematerial zusammen. Sie wurden wie ein Puzzle ineinander gefügt.
Im Tempelinneren ist die herausragendste originale Figur, die ein Tempel in Java aufweist, untergebracht. Die großartige drei Meter hohe
Buddha-Statue ist von zwei
Bodhisattvas flankiert und fällt zusätzlich durch ihre Körperhaltung auf. Anstelle der üblichen Lotusposition sitzt die Figur im westlichen Stil mit beiden Füßen am Boden. Die drei Statuen symbolisieren auch gleichzeitig den ursprünglichen Beweggrund für die Tempelerrichtung. Es geht um die Befreiung vom Körper-Karma, Sprech- und Rede-Karma sowie vom Gedanken-Karma.
Buddha Statue im Mendut Tempel
An den äußeren Wänden befinden sich herrliche
Relief-Tafelbilder, die zum Feinsten und Elegantesten gehören, was die Kultur in Java aufbringen kann. Es war möglich, die schöne Anlage ohne Führung zu besuchen, was mir sehr passte. Der Tempel liegt inmitten einer Grünanlage und alles hinterließ einen gepflegten Eindruck.
Gleich neben dem Bauwerk liegt ein
buddhistisches Kloster, das einen Besuch lohnt. Es gibt viele Figuren, Monumente und Gebäude zu sehen. Wenn man will, kann man sich auch den Mönchen zum Gebet anschließen oder Meditationskurse besuchen.
Wir befanden uns nun schon in der Nähe der großen Stadt Yogyakarta, was sich einerseits durch bessere und breitere Straßen ausdrückte und andererseits durch eine weitere Zunahme des Verkehrsaufkommens. Leider sind die Asiaten, wie ich bisher feststellen musste, im Grunde sehr schlechte Autofahrer. Auch mein Fahrer stellte da leider keine wirkliche Ausnahme dar. Er fuhr viel zu schnell, ruckartig und unharmonisch, von einem angenehmen Gleiten konnte ich nicht sprechen.
Sultanspalast Kraton in Yogyakarta
Nachdem wir den schönen Vorort
Sleman hinter uns gelassen hatten, begann wieder der übliche Stau innerhalb der Stadt. Immerhin schaute es hier sauberer aus als in anderen Orten und auch die Verkehrsdisziplin war ein wenig besser als gewohnt. Die Hotels waren wie üblich ausgebucht, schlecht oder zu teuer und es dauerte eine Weile bis ich mit ein wenig Verhandlungsgeschick das richtige Haus gefunden hatte, wo ich auch die nächsten fünf Tage bleiben wollte. Ausdrücklich teilte ich dem Guide mit, dass er mich abends zum Essen treffen sollte, doch er kam nicht. Sie ließen mich in einer fremden Stadt mit einer blöden Ausrede einfach alleine sitzen.
Yogyakarta ist Javas bedeutendste Touristenstadt und ihre Schlagkraft übertrifft schon lange die eher bescheidene Größe. Die Stadt bietet eine Unzahl von Hotels, Restaurants und Attraktionen und ist zusätzlich ein idealer Ausgangspunkt für die beiden wichtigsten Sehenswürdigkeiten aus archäologischer Sicht, Borobudur und
Prambanan. An der Spitze der Stadt steht nach wie vor der Sultan, dessen
Palast (Kraton) der Angelpunkt des traditionellen Lebens ist. Das Leben schwankt zwischen modernen Entwicklungen und alten Ritualen und Yogyakarta scheint diese Gegensätze mit relativer Leichtigkeit verbinden zu können. Während Jakarta das Finanz- und Industriezentrum repräsentiert, stellt Yogyakarta die Seele Javas mit großem künstlerischem und intellektuellem Erbe dar. Wie ich an den lästigen Schleppern bald bemerkt hatte, ist es auch ein Zentrum für die
Batikherstellung.
Eingeschnitzte Symbole des Islam, Christentums und Buddhismus auf einer Teaksäule im Sultanspalast in Yogyakarta
Wir fuhren durch sehenswerte Straßen zum nicht allzu weit entfernt liegenden
Sultanspalast, Kraton. Die Ansammlung von herumlungernden auf Kunden wartenden Keilern zeigte mir sofort, dass hier eine Touristenattraktion in der Nähe sein musste. Ein schleimiger Führer nahm sich meiner an, und wir betraten das Areal. Seine Worte waren mir nicht angenehm und seine Art noch weniger. Ich wartete laufend auf den großartigen Palast, von dem ich gehört und gelesen hatte, doch in Wahrheit befand ich mich bereits mittendarin. Das aus vielen verschiedenen Teilen bestehende Gelände ist von einer Mauer umgrenzt und beschäftigt an die 25.000 Menschen. Es gibt eigene Märkte, Geschäfte, Batik- und Silbermanufakturen, Schulen und Moscheen. Allein der Sultan beschäftigt rund 1.000 Bewohner des Areals.
Für mich war der Rundgang eine einzige Enttäuschung, ich hatte immer das Gefühl, man wollte mir das „Herrliche und Einmalige“, von dem die Rede war, einfach nicht zeigen, was natürlich blanken Unsinn darstellte. Das Zentrum des Palastes ist die Empfangshalle, die
Bangsal Kencana (Goldener Pavillon) mit dem Marmorboden und der kompliziert dekorierten Decke. Hinter Glasfenstern waren Figuren des Palastlebens und der Mitglieder der Familie des Sultans zu sehen. Wirklich gefallen haben mir die großen mit Schnitzarbeiten geschmückten Säulen aus Teakholz.
Wasserschloss Taman Sari in Yogyakarta
Ein großer Teil des Palastes fungiert nunmehr als Museum, wobei die Exponate gar nicht oder meist nur in einheimischer Sprache beschriftet waren. Einer der interessantesten Räume war jener, mit den alten Fotografien der früheren Herrscher. Wir durchschritten noch das ein oder andere Nebengebäude, aber wirklich Nennenswertes bekam ich nicht mehr zu Gesicht.
Mit dem Auto ging es weiter zum naheliegenden
Wasserschloss (Taman Sari), das einst als prachtvoller Vergnügungspark für den Sultan und seine Gefolgschaft diente. Leider blieb der schmierige Führer an Bord und übernahm auch den zweiten Teil des Besuchs. Ich ignorierte ihn, so gut ich konnte und erfreute mich am dieses Mal viel eindrucksvolleren Objekt. Zuvor karrte er mich aber noch in einen
Batik-Shop, der zwar ganz Schönes bot, doch die immer präsente Keilerei ließ mir von Anfang an die Lust vergehen. Ständig wurde bei solchen Gelegenheiten darauf hingewiesen, dass die Ware auch ins Heimatland verschickt werden könnte, was ich genauso zurückwies wie alle anderen Versuche, mir mein Geld aus der Tasche zu ziehen.
Blick vom Turm auf die Badeanlagen des Wasserschlosses Taman Sari
Das Wasserschloss besteht aus einem schönen monumentalen Eingangsbereich, kleinen Bogengängen, mehreren Palästen, Stufenaufgängen, diversen Pools und Wasserstraßen. An den Wegen und am Poolrand stehen große Steintöpfe mit Pflanzen. Das durchdachte Rückzugsgebiet für den Sultan wurde von einem portugiesischen Architekten zwischen den Jahren 1758 und 1765 erbaut. Angeblich ließ ihn der Sultan später hinrichten, um die versteckten Vergnügungsplätze weiter geheim halten zu können. Die Anlage wurde in einem Krieg und später durch ein Erdbeben zerstört, wobei nur die Badeeinrichtungen wieder hergestellt worden waren. Von einem Turm aus konnte der Sultan die Pools überblicken, mit seinen Frauen schäkern und das Geschehen von oben beobachten.
An diesem Tag, dem 11. Dezember stand ein Mammut-Programm auf der Tagesordnung. Wir fuhren nach Borobudur, das im Nordwesten von Yogyakarta liegt. Dieser kolossale buddhistische Tempelkomplex stellt wie Angkor Wat in Kambodscha und Bagan in Myanmar alle anderen Anlagen in Südost-Asien in den Schatten. Erst im Jahre 1815 wurde der Tempel, der jahrhundertelang vergessen und von
Vergitterte Steinstupas auf den letzten drei Ebenen des Borobudurtempels
Vulkanasche bedeckt im Grünen lag, frei geräumt und die unvorstellbare Größe, die technischen Errungenschaften und die Vision der einstigen Erbauer enthüllt. Der Bau stammt aus der Zeit zwischen 750 und 850. An die 60.000 Kubikmeter Steine hatten damals während der Bauphase von Hand gehauen, transportiert und gemeißelt werden müssen, eine unvorstellbare Aufgabe für diese Zeit. Der Name kommt möglicherweise aus dem Sanskrit und bedeutet
„Buddhistisches Kloster am Hügel“. Es gab einige Restaurierungsversuche, aber erst ein von der
UNESCO gefördertes Riesenprojekt im Ausmaß von 25 Millionen US-Dollar zwischen 1973 und 1983 konnte die Anlage stabilisieren und wiederherstellen. Im Jänner des Jahres 1985 erschütterte eine Bombenexplosion von Gegnern des damaligen Präsidenten Suharto den Tempel. Viele kleine Stupas wurden dabei zerstört, doch der Tempel wurde erneut vollständig restauriert. Im Jahr 1991 wurde die Stätte zum Welterbe erklärt.
Mit einem deutsch sprechenden jungen Führer, der mir die Bedeutung einiger Steinreliefs erklärte, startete ich den Besuch.
Prächtige Steinreliefs an den Galerien des Borobudurtempels
Etwa zwei Millionen Steinblöcke erforderte der Bau im Ausmaß von 118 mal 118 Metern auf seiner Basis. Von den neun Ebenen sind sechs quadratisch angelegt und die oberen drei in Kreisform. Vier Stufenaufgänge führen durch mit feinen Steinarbeiten versehene Eingangstore zur Spitze. Luftaufnahmen zeigen, dass die Struktur einem riesigen dreidimensionalen tantrischen Mandala ähnelt. Nach der buddhistischen Vorstellung des Kosmos beginnt das steinerne Denkmal in den untersten Ebenen in der Alltagswelt und bewegt sich in einer Spirale hinauf bis zum Nirwana, der buddhistischen Himmelswelt. Diese Vision wird von den unzähligen tiefen dreidimensionalen Reliefs zum Ausdruck gebracht. Wir nahmen den östlichen Haupteingang und marschierten langsam im Uhrzeigersinn um die wundervollen Steingalerien. In Summe gibt es fast 2.700 Reliefs, die eine Geschichte erzählen. Ich nahm mir zwar viel Zeit, aber diese Dimension ist übergroß. Eine Geschichte befasst sich mit der Mutter Buddhas, Königin Maya, die in einem Traum eine Vision von weißen Elefanten mit sechs Stoßzähnen hat. In der Folge zeigt die Sequenz den Weg ihres Sohnes bis er zum Buddha wird. Auch das Konzept von Ursache und Wirkung im Karma wird oft dargestellt. An die
Der beeindruckende Borobudurtempel
432 Stück Buddha-Figuren blicken aus offenen Kammern über die Galerien. Auf den oberen drei Ebenen sitzen 72 Buddha-Figuren hinter den vergitterten Steinstupas, und man muss genau schauen, um diese wahrzunehmen. Die oberste kreisrunde Plattform symbolisiert das nie endende Nirwana des Buddhismus.
Mit Argusaugen hatte ich schon die ganze Zeit das Wettergeschehen am Horizont verfolgt. Heftige Regenwolken zogen einher und ich drängte den Führer, vor dem Einsetzen noch auf die höchsten Ebenen mit mir zu gehen. Es ging sich noch gerade aus, bevor er mich alleine ließ, da seine Zeit von zwei Stunden abgelaufen war. Das nahmen die Indonesier sehr genau, da wurde nichts hergeschenkt. Mir war es recht, denn ich wollte noch ein paar Fotos machen. Der Regen setzte langsam ein, während ich noch am Tempel herumturnte. Dann ging es plötzlich Schlag auf Schlag und das Gewitter setzte voll ein. Ich fand den Ausgang nicht gleich und wurde komplett durchnässt. Man versuchte mir noch einen Regenschirm zu vermieten, eine Zumutung so eine Vorgangsweise.
Heftiger Regenguss in Borobudur
Auch die Verkäufer bedrängten mich, obwohl ich triefend nass war, was mich aber dieses Mal sehr böse machte. Geholfen hat mir vorerst niemand. Erst draußen am Parkplatz als ich unseren Wagen suchte, bot mir eine Frau einen Regenschirm an, den ich später auch dankend zurück brachte. Hier hatten sich am Schluss wieder menschliche Untiefen aufgetan bis auf die einzigartige und unglaubliche eine Ausnahme.
Bei der Rückfahrt sah ich auch den ersten Verkehrsunfall in Indonesien. Ein Autowrack stand neben der Straße bei einem Polizeiaufgebot. Lange hatte es in Anbetracht der Fahrweise der Lenker gedauert, bis ich sah, was ich schon früher erwartet hätte. An einer zentralen Kreuzung in Yogyakarta steht eine schöne weiße Säule mit goldener Verzierung, die ich dieses Mal beleuchtet vorfand. Mir gefiel es und ich stieg mitten im Chaos aus, um einige Fotos zu machen.
Siebzehn Kilometer nordöstlich von Yogyakarta liegt ein anderes absolutes Highlight der Kulturgeschichte von Java.
Säulenmonument in Yogyakarta
Der gewaltige
Hindu-Tempelkomplex von Prambanan stammt aus der Zeit Mitte des neunten Jahrhunderts ungefähr fünfzig Jahre nach Borobudur und ist der größte seiner Art in Südost-Asien. Aber auch in diesem Fall weiß man nur wenig über seine frühe Geschichte. Der enorme Reichtum an Skulptur-Details und der Flachreliefs, welche die beiden Hindu-Epen des Ramayana und Krishnayana abbilden, macht die Anlage jedenfalls zu einem herausragenden Beispiel der Hindu-Kultur. Wie auch Borobudur lagen die Tempel in Prambanan lange Zeit in Ruinen und erst im Jahr 1937 startete ein erster Versuch der Restaurierung. Seit dem Jahr 1991 ist Prambanan ebenfalls UNESCO Welterbe, doch ein Erdbeben im Jahr 2006 richtete großen Schaden an den Tempeln an. Obwohl die Stätte überlebte, stürzten hunderte große Steine in die Tiefe oder zersprangen. Alleine beim großen
Shiva-Tempel waren 479 Steine betroffen. Von der Originalstätte stehen die Überreste von 244 Tempeln im äußeren Bereich und acht untergeordnete mit acht Haupttempel am höchsten zentralen Vorplatz.
Auf der Galerie des Candi Shiva Mahadeva in Prambanan
Während der Anreise begann es wieder zu regnen, was mich wirklich schon zu nerven begann. Nach dem Waschgang vom Vortag wollte ich in Prambanan nicht noch einmal das Gleiche erleben. Ein deutsch sprechender älterer Führer empfing mich und ausgestattet mit einem Regenschirm begannen wir den Rundgang. Glücklicherweise hielt dieses Mal der Regen nicht lang. Der Führer war auch sachkundig und tat sich nur beim Gehen schwer, was angesichts der vielen Stufen aber schon ein Problem darstellte. Als ich den gesamten Komplex das erste Mal richtig überblicken konnte, war ich beeindruckt. Es hatte bereits unheimlich viel Restaurierungsarbeit stattgefunden, und dennoch lagen noch viele tausende unbearbeitete Steine in den Wiesen ringsum.
Der größte und am feinsten gearbeitete Tempel ist der
Candi Shiva Mahadeva. Seine Hauptspitze misst 47 Meter und die Steinarbeiten sind großzügig ausgelegt. Eine wunderschöne Terrasse führt um den Bau und es gibt mehrere Kammern mit Stufengängen. In der Hauptkammer befindet sich eine vierarmige Figur von Shiva dem Zerstörer. Auffallend ist, dass dieser mächtigste aller Hindu-Götter auf einem großen Lotus-Podest, einem Symbol des Buddhismus, steht.
Puzzleartige Verschränkung der Tempelsteine in Prambanan
Man vermutet, dass sich die zur damaligen Zeit im Süden herrschenden buddhistischen und die im Norden herrschenden hinduistischen Dynastien durch Heirat vereinigt hatten. Das könnte erklären, warum einige Tempel Merkmale beider Religionen im Bereich der Architektur und Skulpturen aufweisen.
Daneben ein Stück nördlich steht der prächtige
Candi Vishnu, der eine Höhe von 33 Meter erreicht. Seine Steinreliefs erzählen die Geschichte vom Gott Krishna, einem Helden des Mahabharata-Epos. In der inneren Kammer ist eine vierarmige Statue von Vishnu dem Bewahrer zu sehen.
Der Zwillingstempel von Candi Vishnu ist
Candi Brahma und liegt ein Stück südlich von Candi Shiva Mahadeva. Seine Reliefs zeigen die Schlussszenen des Ramayana. In der inneren Kammer steht eine vierköpfige Figur von Brahma, dem Gott der Schöpfung.
Nach der Besichtigung der drei Haupttempel spazierten wir kurz an den restlichen Bauwerken vorbei.
Buddhistischer Tempelkomplex Candi Sewu in Prambanan
Im
Candi Nandi liegt eine Steinfigur des Stiers Nandi. Ein kleines Denkmal zur Erinnerung an das schwere Erdbeben von 2006 zeigt einen am Boden liegenden riesigen Tempelstein, der aus der Anlage geschleudert wurde. Mit einem Shuttle-Service fuhren wir zum ein paar hundert Meter entfernt liegenden buddhistischen
Candi Sewu. Dieses große Areal bestand ursprünglich aus dem bedeutenden zentralen Tempel, der von vier Ringen mit 240 kleineren „Wachtempeln“ umgeben war. Renoviert ist bis dato nur der Haupttempel. Rundherum lagern tausende Tempelsteine und warten auf Zusammensetzung.
Nach einem kurzen Mittagessen, das leider gar nicht schmeckte und währenddessen sich der Regen zurück meldete, fuhren wir zum nicht allzu weit entfernten
Candi Kalasan. Dieser alleinstehende buddhistische Tempel ist einer der ältesten in der Ebene von Prambanan und liegt vielleicht einhundert Meter neben der stark befahrenen Hauptstraße von Kalasan am Rande von Reisfeldern. Obwohl ein kleiner Eintritt zu bezahlen war, konnten Kinder auf der Wiese gleich daneben ungehindert Fußball spielen.
Candi Kalasan in der Nähe von Prambanan
Der Tempel wurde zwischen den Jahren 1927 und 1939 teilweise restauriert. Leider fehlt das Dach mit einer großen glockenförmigen Stupa, da die notwendigen Steine nicht gefunden werden konnten. Auf der Südseite finden sich feine Steinarbeiten. Über diesem Eingang schaut ein kunstvoll gearbeiteter, großer, finsterer Kala Kopf (personifizierte Zeit) düster nach unten. Die innere Kammer beherbergte einst eine bis zu sechs Meter hohe Bronzefigur von Buddha oder Tara.
Zurück in Yogyakarta unternahm ich mit meinem Guide noch einen
Stadtrundgang. Wir folgten im Wesentlichen der Haupteinkaufsstraße der Stadt, der
Malioboro Road in Richtung Süden. Das Treiben war bunt, ein Geschäft reiht sich an das nächste und überall warteten armselige Pferdegespanne auf Kunden. Diese armen Tiere kamen mir schlecht behandelt vor, und niemals hätte ich so ein Gespann bestiegen. Auch so eine Art Rikscha-Fahrer lümmelte überall herum. Vorbei an einem bunten großen chinesischen Portal über einer Seitengasse ging es weiter zum
Beringharjo Basar, den ich ebenfalls ausließ.
Malioboro Road in Yogyakarta
Vor dem alten holländischen
Fort Benteng Vredeburg, das in ein Museum umgewandelt worden war, steht ein monströser menschlicher Unterkörper als Schnitzarbeit am Gehsteig. Das war ein beliebtes Fotomotiv für jedermann. Dahinter ein martialisches Denkmal aus der Zeit des Befreiungskampfes gegen die holländische Besatzung. Schließlich spazierten wir durch eine Kombination von Markt und Rummelplatz, wo auch eine Kindertheatergruppe auf einer Bühne auftrat. Von diesem Gelärme und Gedränge war ich bald überdrüssig und wir fuhren nach einem langen Tag zurück ins Hotel. Die öffentlichen Bereiche auf Java waren fast überall so laut und anstrengend, dass ich schnell die Lust verloren hatte, mich da übermäßig lange aufzuhalten.
Nur wenige Vulkane Südostasiens sind gleichzeitig so anziehend und zerstörerisch wie der
Gunung Merapi Vulkan (Feuerberg) im Norden von Yogyakarta. Der hochaktive Vulkan ragt 2.911 Meter über die große Stadt, sowie auch über Borobudur und Prambanan. Er war im vergangenen Jahrhundert dutzende Male ausgebrochen, und es wird von manchen Betrachtern
Gunung Merapi Vulkan im Norden von Yogyakarta
gemutmaßt, dass der gefährliche Berg sogar für die mysteriöse Räumung von Borobudur und den Zusammenbruch des alten Mataram Königreichs im 11. Jahrhundert verantwortlich gewesen sein könnte. Am 22. November 1994 kamen bei einer Eruption mehr als sechzig Menschen ums Leben und im Jahr 2006 mussten 28.000 Bewohner vor herabstürzenden Lavamassen in Sicherheit gebracht werden. Am 5. November 2010 starben bei einem neuerlichen Ausbruch mehr als einhundert Personen. Dennoch leben weiterhin sehr viele Menschen in der näheren Umgebung des unberechenbaren Vulkans.
Wir fuhren am vorletzten Tag der Java-Reise die Bergstraße hinauf zur Ortschaft
Kaliurang. Das Hügelresort liegt 25 Kilometer nördlich von Yogyakarta auf einer Seehöhe von 900 Metern und ist der Hauptausgangspunkt für Besichtigungstouren auf den Merapi. Dort wartete bereits ein alter Jeep aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts auf meinen Guide und mich. Ein wie sich bald herausstellte enthusiastischer Jeep-Fahrer führte uns Schritt für Schritt an den Berg heran. Der alte
Lava-Tour am Gunung Merapi Vulkan
Geländewagen war alles andere als bequem, aber für die vielen Steilstufen, die zu bewältigen waren, genau das richtige Fahrzeug. Die sogenannte
Lava-Tour führte zunächst die Hauptstraße wieder ein Stück bergab, bevor es dann über enge Straßen näher an das Berggelände ging. An einem ersten Aussichtspunkt war wegen der tiefliegenden Wolken leider nicht viel zu sehen. Ein kleiner Gedenkstein neben Grabmälern erinnerte an vergangene Opfer des Vulkans. Vermehrt begegneten uns LKWs, die aus dem steilen Gelände wertvolles Gesteinsmaterial zu Tal brachten. Hier waren bereits riesige Flächen bearbeitet worden, was nicht immer vorteilhaft aussah. Teilweise verbrannte Hausruinen säumten den Weg. Im Inneren der Häuser konnte man verschmorte und geschmolzene Gegenstände des täglichen Bedarfs begutachten. Ein kleines Museum zeigte im Originalzustand, wie das Feuer in die Räume gedrungen war und alles zerstört hatte. Es waren geschmolzene Fernseher, Tierskelette, verbogene verbrannte Möbel und eine Uhr, die zum Zeitpunkt des Ausbruchs stehen geblieben war, zu sehen. Das Bild war makaber, doch für mich stellte sich einfach die Frage,
Ausbruch des Gunung Merapi Vulkans am 5. November 2010
warum die Menschen im Angesicht der bekannten Gefahren nicht früher weggezogen waren. Auch der „Hüter“ des Berges, der ihn besser kannte als jeder andere, kam bei dem Unglück im Jahr 2010 ums Leben. Er blieb einfach in seinem Haus. Dann setzte der erwartete heftige Regen ein und zwang uns zu einer Pause.
Das Wetter besserte sich wieder und wir konnten weiter bergauf fahren. Auf dem Lavagestein war ein Jeep notwendig. Überall seitlich wurde von großen Baggern Gestein abgebaut und später zu Tal transportiert. Aus dem Boden dampfte es, so warm war das Material noch. Die Wolken lichteten sich ein wenig und manchmal lugte der Berg dazwischen hervor. Einige riesige Felsbrocken, die der Vulkan ausgespien hatte, lagen am Weg. Dann kamen wir an einem Bunker vorbei, der für einige Menschen zur Todesfalle geworden war. Er hatte zwar vor den Gesteinsmassen Schutz geboten, aber nicht vor der glühenden Hitze. Man hatte nicht erwartet, dass die heiße Lava dermaßen weit ins Tal kommen würde. Bei der Rückfahrt schauten wir bei
Batu Alien vorbei, einem meterhohen und breiten Felsbrocken der angeblich aus einem bestimmten Winkel das Gesicht eines Außerirdischen darstellen sollte. Vom Rande dieses Platzes konnte man dutzende Meter tief in den Steinbruch hinunterschauen.
Der riesige Felsbrocken Batu Alien wurde vom Vulkan weit ins Tal befördert
Die Wolken um den Vulkan lichteten sich nie ganz und das Licht war eher schlecht. Zeitweise konnte man die grünen zerklüfteten Abhänge des majestätischen Berges gut sehen, die Wolken trieben aber ständig ihr bewegtes Spiel. Wir waren nahe und doch weit weg. Eine Besteigung zu dieser Jahreszeit war nicht möglich und ist generell nicht ungefährlich.
Das Wetter war erneut regnerisch geworden. In Kaliurang hielt der Fahrer kurz beim Sultanspalast, der aber nicht wirklich bestechend wirkte. Im Gegensatz zu den schillernden Bauwerken der thailändischen Könige vermochten mich die Paläste der indonesischen Sultane bisher keineswegs zu überzeugen. Als wir den Jeep verließen, gingen meine Betreuer mit dem Fahrer in ein nahes Lokal essen. Für mich war es unmöglich, dort etwas zu konsumieren, die hygienischen Bedingungen waren abartig. Später fanden wir ein nettes Restaurant, wo auch ich meinen Hunger stillen konnte. Weit und breit war in der kühlen Gegend niemand zu sehen, ein wahrlich angenehmes Gefühl nach drei Wochen Aufenthalt in intensivster Überbevölkerung.
Hühnenhafte Skulptur vor dem Museum Benteng Vredeburg in Yogyakarta
Der letzte Tag war angebrochen. Mir war schon vorher bewusst, dass mein Guide kein wirkliches Programm mehr hatte. Er war unkreativ und eigentlich faul, denn mit neuen Ideen wollte er sich nicht unbedingt auseinander setzen. Daher war ich durchaus froh, mich baldigst von meinen Begleitern verabschieden zu können. Von Java hatte ich genug gesehen, der Staus, der weit verbreiteten Umweltverschmutzung und den viel zu vielen Menschen überall war ich überdrüssig geworden. So gingen wir alibihalber ins
Museum Benteng Vredeburg, einem umgebauten alten holländischen Fort. Die alte Wehranlage war gut restauriert und nett anzusehen. Die Ausstellung befasste sich mit dem indonesischen Freiheitskampf. In Glasvitrinen wurden zahlreiche Szenen nachgestellt und daneben auf beleuchteten Anzeigetafeln Erläuterungen dazu gegeben. Manches war ganz interessant zu erfahren, doch ich hegte die Vermutung, dass die Widergabe ein wenig zu heroisch und einseitig war. Jedenfalls wurde am 17. August 1945 die Proklamation über die Unabhängigkeit Indonesiens über die Medien im ganzen Land verkündet. Das Ende aller Auseinandersetzungen bedeutete das allerdings noch nicht, denn erst im Dezember des Jahres 1949 übertrugen die Holländer nach weiteren Jahren des Krieges endgültig die Souveränität an die indonesische Republik.
Besuch in der Silberwerkstätte Tom´s Silver in Yogyakarta
Danach verließen wir das Zentrum rund um die Malioboro Road und als letzte Schnapsidee packte mein Guide den Besuch bei der Silberwerkstätte
Tom´s Silver aus. Da mir Schmuck und Edelsteine rein gar nichts bedeuten, war diese Tour zwecklos, abgesehen davon, dass die Werkstätte gerade Mittagspause machte und nur der Schauraum ein wenig Interessantes bot. Ich machte gute Miene zum bösen Spiel und war froh, als ich wieder draußen war. Ein halbwegs brauchbares Restaurant für mich zu finden, dauerte dann eine ganze Ewigkeit. Wir mussten in ein anderes Stadtviertel und standen lange im Stau. Wie üblich seilte sich der Fahrer sofort in irgendein unmögliches Billiglokal ab, während ich alleine in einem Lokal mit ein paar anderen westlichen Touristen saß. Mein Guide bequemte sich dann später hinzu, nahm aber routinemäßig immer an einem anderen Tisch Platz, um rauchen und mit seinem Mobiltelefon spielen zu können. Es war wirklich höchste Zeit, diese beiden Idioten hinter mir zu lassen. Deswegen war ich auch nicht allzu böse, als wir nach einer neuerlichen Irrfahrt endlich in mein Hotel gelangten und ich meine Ruhe hatte. Am nächsten Morgen musste ich ohnehin sehr zeitig aufstehen, da mein Flug bereits um 8 Uhr 45 ging.